Über mich

Kerstin Wittstamm

„Ich glaube, dass ich Theater deswegen so gerne mag, weil ich dann noch ein Leben dazu leben kann.“

01Mein Weg ins Theater

... fing schon früh an: In den ersten Klassen des Gymnasiums habe ich mir – statt Micky Mouse – klassische Theaterstücke reingezogen, besonders gern die, in den gelben Reclam-Heftchen. Alle Klassenkameraden haben gejammert, wenn sie ‚so etwas’ lesen mussten, ich kannte vieles schon. Aber ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, wie ich dazu gekommen bin. Mein Vater war Friedhofsgärtner, meine Mutter kaufmännische Angestellte. Also: zu Hause eher nicht.

Den ersten Theaterbesuch, in den städtischen Bühnen Münster, erinnere ich noch in allen Zellen meines Körpers – das Stück weiß ich nicht mehr, aber es war irgendwie eine kleine Initialzündung. Später hatte ich dann einen sehr engagierten Deutschlehrer, der meine ganze Klasse zum Theaterspielen gebracht hat.

Nach der Schule wollte ich erst Fotografin werden, begann auch ein Praktikum, aber natürlich bei einer Theaterfotografin. Für diesen Beruf aber hätte ich viel Geld gebraucht, allein schon für die Ausrüstung – blieb also das Theater... und ich zog einen wilden Sommer lang mit einem Straßentheater über Land und habe Theater gespielt. Straßentheater ist nah dran am Zuschauer, nah dran an Wind und Wetter.
Dort traf ich auf einen Zauberer, der mich erst bezaubert und dann in die Welt des Varietés entführt hat. Wir haben zusammen eine erfolgreiche Varieté Darbietung erarbeitet, lebten im Zirkuswagen am Ammersee und spielten von Berlin bis Barcelona unsere komische Zauberdarbietung. Wunderbar! Geld OK - aber zu wenig Theater.

Ich ging nach München auf eine private Schauspielschule und bewarb mich beim Zelttheater Compagnia Buffo. Das war dann der praktische Teil der Ausbildung, aber man lernt ja nie aus ... Eine wunderbare Zeit war das, anstrengend, finanziell unbefriedigend - aber genau das, was ich gesucht hatte. Durch die Geburten meiner prachtvollen Kinder veränderte sich dann auch das berufliche Leben.

Schließlich strandete ich im Wendland, mit drei Kindern und meinem Zauberer Willem, den ich heiratete. Als Mutter von bald vier Kindern hatte ich genug zu tun. Keine Geldsorgen, aber ich vermisste das Theaterspielen und fand bald Leute dafür und so gründeten wir 2011 die Freie Bühne Wendland. Seitdem konzentriere ich mich ganz aufs Theaterspielen, schreibe Förderanträge, inszeniere Theaterstücke und organisiere Theaterproduktionen. Es lebe das Theater!

Darüber hinaus habe ich auch noch Theater mit Jugendlichen auf die Beine gestellt und für die Lebens- und Wohneinrichtung terra est vita ein mehrjähriges Theaterprojekt mit behinderten Erwachsenen geleitet.

02Aber eigentlich will ich

... so viel wie möglich selber Theater spielen. Es ist gar nicht so, dass ich der andere sein will, sondern dann einfach bin. Aber ich glaube, dass ich Theater deswegen so gerne mag, weil ich dann noch ein Leben dazu leben kann. Weil ich doch so gerne lebe!
Ich habe Theater immer sehr ernst genommen, weil ich die Figuren ernst nehme.

Ein wichtiges Schlüsselerlebnis hatte ich anfangs bei einem Workshop zum Armen Theater nach Grotowsky. Gleich am ersten Tag wurde uns Teilnehmern gesagt, wer auf die Bühne gehe, müsse wissen, was er tut. „Du musst deine Richtung kennen. Was ist das Ziel in deinem Leben?“. In der Nacht saß ich auf meiner Matratze, grübelte und verwarf. Schließlich war es das: Glücklich sein – aber nicht nur als Selbstzweck, sondern auch als Verantwortung gegenüber anderen. Dieses Reduzieren auf Wesentliches, Überflüssiges wegzulassen, ist etwas, was mich seither immer begleitet hat.

03Und wen es interessiert

... hier folgt noch eine Liste meines beruflichen Werdegangs:

1983 Abitur, Ratsgymnasium Rheda Wiedenbrück // 1984 Praktikum als Theaterfotografin in Münster bei Dagmar Ossig // Verschiedene freie Theaterproduktionen in Bielefeld, Dortmund; Strassentheatertournee durch Deutschland // ab 1985 Schauspielschule in München, Bliss Theaterstudio // einige Produktionen im Theater im Westend // verschiedene Darbietungen im Varieté, Bereich Comedy mit Willem Wittstamm, Auftritte in Deutschland, Jugoslawien, Spanien, Frankreich... // 1990-1992 Ensemblemitglied beim Zelttheater Compagnia Buffo // 1993 Puppentheater für Kinder und Erwachsene mit der Schauspielerin Andreina Coatto // Co- Moderation im Varieté Frankfurt/Höchst // 1998 Gründung und Regie des Theaters terra est vita, Schauspiel mit geistig behinderten Erwachsenen // seit 1998 Mitveranstalterin im Theaterzelt Musenpalast // Organisation und Mitarbeit in diversen Veranstaltungen // 1998/1999 Darstellung der Königin im Kurzfilm Würfels Stern (www.lulufilm.de/wuerfels-stern.htm) // Wiederaufnahme verschiedener Varieté Darbietungen für Kampnagel Hamburg u.a. // 2004 "Luzi", Solo-Stück von F. K. Waechter, Regie: Verena Reichhardt // seit 2000 verschiedene Fernsehrollen ("Vorsicht Falle", "Aus gutem Hause"; Werbefilm für die deutsche Telekom u.a.) // 2005  "Konrad aus der Konservenbüchse", Christine Nöstlinger, Regie Peter Bauhaus. Rolle: Frau Bartolotti // Erarbeitung verschiedener abendfüllender Lesungen (u.a. "knisternde Texte" = erotische Lesung, "Agnes, das Heldenschaf" = szenisches Bilderbuch von Uta Helena Götz nach der Geschichte von Knetsch/Richwien) // 2006 Leitung Theaterpädagogische Projekte: "Leben eben" - eigene Produktion mit der Kinder- u. Jugendtheatergruppe Kulturverein Platenlaase / "NIX" von F.K: Waechter, in der AdK in Berlin, Theater terra est vita / "RATZ!" eigene Produktion mit dem Generationentheater des Kulturvereins Platenlaase // 2007  "Der Vogelkopp" von Albert Wendt. Regie Carolin Serafin. Rolle: Weib und Königin, Leitung diverser theaterpädagogischer Projekte // 2008 "Schlündelgründler" von Ken Campell/F.K. Waechter. Rolle: Zwoo // "Elling" von Axel Hellstenius. Regie und Rollen Frank, Reidun, Gun // Leitung Theaterpädagogisches Projekt: "hieroderdortoderda" eigene Produktion mit dem Generationentheater des Kulturvereins Platenlaase / "Geld oder Leben", Theater terra est vita "Eine Odyssee" von Ad de Bont, Schultheaterproduktion // 2009 Erarbeitung einer Varieté-Darbietung: Schmetterlingstanz // Leitung Theaterpädagogisches Projekt „Das besondere Leben der Hilletje Jans“ von Ad de Bont. // Kino Premiere “Schöne Blonde Augen” (www.elementarfilm.de/BA/index.html) // 2010 „Dussel und Schussel“, Ad de Bont, Klassenzimmertheater. Rolle: Schussel // Leitung Theaterpädagogisches Projekt „Die Superbraut“, Strassentheater mit Theater terra est vita // 2011 Gründung "Freie Bühne Wendland" www.freiebuehnewendland.de (Mitglied im LaFT) // Leitung Theaterpädagogisches Projekt "Fam. Hubbelkörner kauft ein" Strassentheater mit Theater terra est vita // "Ein Wintermärchen", Shakespeare, Regie Gero Wachholz. Rolle: Paulina // 2012 „Emmas Glück“: Stück für eine Schauspielerin, geschrieben und uraufgeführt von Caspar Harlan und Kerstin Wittstamm nach dem Roman von Claudia Schreiber. Schauspiel: Kerstin Wittstamm, Regie Caspar Harlan // „Ein Schweinehirtentraum“ von F.K. Waechter. Regie Caspar Harlan, Rolle: Dschamila // 2013 „Tanz in den Olymp“ Freilichttheater Kulturkate Lübtheen. Schauspiel mit Musik und Tanz, Regie Volkert Matzen. Rolle: Lisa // “An der Arche um acht” von Ulrich Hub. Regie: Gero Wachholz. Rolle: zweiter Pinguin // Leitung Theaterpädagogische Projekte: “Der Sturm” nach Shakespeare. Theater terra est vita // “RäuberInnen. Du sollst nicht töten” Jugendtheater mit Schiller // 2014 "Käpt´n Lüttich und Baby Dronte" geschrieben und uraufgeführt von Caspar Harlan nach dem Bilderbuch von Peter Schössow. Schauspiel: Kerstin Wittstamm, Caspar Harlan. Regie: Caspar Harlan // "Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch" von Michael Ende, Rolle: Jakob Krakel. Regie Gero Wachholz. // 2015 „Ist das die Liebe“ von Andrea Clemen. Regie Caspar Harlan. Rolle: Sonja Tolstoi. // “Der Rote Baron – Manfred von Richthofen”, NR, Doku, arte, ZDF, Regie: Peter Moers // Fahrerin im Film „Werdet Fluchthelfer.in“ https://www.youtube.com/watch?v=kYszLc6iYTU // "Der Prinz von Portugal" von Joachim Knauf, Schauspiel und Puppenspiel, Regie Carolin Serafin. // 2016 „Heimatlos – bayrische Wirtshausoper in einem Rausch“ von Reinhard P. Gruber und Anton Prestele (Musik), Regie: Gero Wachholz. Rolle: Friedi // “Die Stadt unter dem Meer” (ausgezeichnet mit dem Innovationspreis Soziokultur) Regie Ursula Pehlke. Tanz und Schauspiel, // “Die Bremer Stadtmusikanten” von F.K. Waechter, Regie Uwe Serafin. Rolle: Hund // Leitung Theaterpädagogische Projekte: “Pyramus und Thisbe: Rot wie Blut” nach Shakespeare. Theater terra est vita / "PeterPan", Jugendtheaterprojekt // 2017 „Der DU“ von Julia Wolf, Regie Gero Wachholz. Rolle: Eve. // “Der Junge im Bus” von Suzanne van Lohuizen, CoRegie mit Ursula Pehlke. Rolle: Wichard. // “Der Hund mit dem gelben Herzen” von Jutta Richter, Regie und Rolle Katze // 2018 “Die Eisprinzessin” von F.K.Waechter, Solostück, Regie Caspar Harlan // “Geschichte einer Tigerin” von Dario Fo, Solostück, Regie Caspar Harlan // „Die Tochter des Ganovenkönigs“ von Ad de Bont, CoRegie mit Jeannette Arndt. Rolle: Julchen // Leitung Theaterpädagogisches Projekt: “Jedermann” nach Hugo von Hofmannsthal, Theater terra est vita // 2019 „Die Odyssee“ Fassung des TAB, Regie Caspar Harlan. Rollen: Penelope, Circe, Elpenor, Nausikaa, Plastos, Antikleia, Elysion. // 2020 – das erste Corona-Jahr – Die geplante Premiere von „Leni Riefenstahl und Susan Sontag“ von Stijn Devillé muss verschoben werden. // 2021 “Moby-Dick“ eigene Fassung. Regie Ursula Pehlke. Rolle: Ismael // „Höhbeck-Saga“ von Peter Bauhaus. Regie Caspar Harlan. Rolle: Margret Voekel // „Wie im richtigen Leben“ von Martin Huber, Rolle: SIE // 2022 „Ein Stück weiter“ von Martin Huber, Rollen: Sie und Phoebe // In Planung: „Leni Riefenstahl und Susan Sontag“ von Stijn Devillé, Regie Caspar Harlan. Rolle: Leni Riefenstahl // „Der Bär der nicht da war“ von Oren Lavie, alle Rollen.

Kerstin Wittstamm und das Ensemble Freie Bühne Wendland